Ubuntu

Jugendliche und Erwachsene in Lebensübergängen begleiten


Seminare mit dem südafrikanischen Natur- und Wildnis- Jugendbegleiter Coleridge Daniels


“Ubuntu: A Spirit of Healing”

01.- 05. Juni 2011

„Ubuntu“ ist ein Begriff aus den südafrikanischen Nguni-Sprachen, für den es im Deutschen kein Wort gibt. „Ubuntu“ steht für die Seele Afrikas – man könnte das Wort allenfalls mit der „Essenz des Menschseins“ übersetzen. Dahinter steht das Wissen vom heiligen Bund allen Lebens, vom Netzwerk eines größeren Ganzen, dass uns alle verbindet. „Ich bin ein Mensch“, so erklärt der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu den Begriff, „weil ich dazugehöre, teilnehme und teile! Und das ist Ubuntu.“

Dem südafrikanischen Sozialarbeiter, Visionssuche-Leiter und Initiations-Mentor Coleridge Daniels, der in den Straßen von Kapstadt eine lebende Legende ist, sagt man nach, er habe „Ubuntu“. Denn der ehemalige Aktivist gegen die Apartheid, spätere Manager im südafrikanischen Ölgeschäft und noch spätere Streetworker für Kapstadts obdachlose Kinder hat sein Leben der südafrikanischen Jugend gewidmet. In den letzten zehn Jahren hat er fast tausend Jugendliche als Wildnisführer, Mentor und Ersatzvater in die rauhe südafrikanischen Wildnis begleitet, wo sie sich einsam fastend den Schatten ihrer Vergangenheit stellen, ihre vergessenen Potenziale feiern und sich aus der Tiefe ihres Herzens für ihr Leben entscheiden konnten: Straßenkinder, kriminelle Jugendliche aus den Gangs der Townships, Drogenabhängige und HIV-Infizierte, die damit aus eigener Kraft die Spirale der Gewalt, der Erniedrigung und Hoffnungslosigkeit verlassen konnten. Aber auch ganz normale junge Menschen, die in einem Land mit schwieriger Vergangenheit und unsicherer Zukunft nach ihrer Identität suchen.
Coleridge Daniels stammt selbst aus den Vierteln jener, mit denen er heute arbeitet. Seine Arbeit ist aus der tiefen Berührung durch die Wildnis in eigenen Visionssuchen entstanden, er selbst nennt es „die essentielle Schule von Mutter Natur“. Er versteht es auf unnachahmliche Weise, seine natürliche Autorität mit Demut zu verbinden, dem Chaos des Wandels Strukturen zu geben, Klarheit mit Tiefe und Einsicht mit Humor zu vermitteln.

Riten des Übergangs

Wenn Menschen sich durch die Jahreszeiten des Lebens bewegen, brauchen sie Orte und Rituale, an denen sie die Bedeutung des Wandels erfassen und ehren können. Übergangsrituale, die Phasen der Vorbereitung, der Verwirrung, der Herausforderung, der Erfolge und der Anerkennung mit einschließen, sind Orientierungspunkte im komplexen sozialen und persönlichen Übergang junger Menschen. Sie geben Wachstum und Wandel einen Sinn. Sie klären nicht nur die Beziehung zwischen dem jungen Mensch und seiner Gemeinschaft, sondern formen auch die Beziehung des jungen Menschen zu sich selbst. Die Bestätigung des Wandels hilft, den eigenen Weg zu erkennen, sich bewusst dafür zu entscheiden, ihn zu gehen und andere dabei zu unterstützen, ihren Lebenspfad zu finden. Das ist in Südafrika alles andere als einfach: Hier werden Jugendliche in der Regel nur durch Mutproben der Straßengangs, Schwangerschaften im Teenager-Alter und Drogenmissbrauch initiiert. Erwachsene, welche die Jugendlichen begleiten könnten, sind Mangelware in einem Land, dass durch die Entwürdigung der Apartheid und Arbeitslosigkeit traumatisiert ist.
Coleridge Daniels konnte unter diesen schwierigen Bedingungen als Visionssuche-Leiter und Initiations-Mentor wertvolle Erfahrungen sammeln. Viele Jahre arbeitete er als Mitarbeiter von Educo Africa eng mit Resozialisierungs-Einrichtungen, Jugendgefängnissen, Schulen und Sozialämtern zusammen, die immer wieder Jugendliche schickten. Seit einigen Jahren gibt er seinen Erfahrungsschatz auch in Deutschland (Eschwege / Mitteldeutschland) und Frankreich (Vogesen, nahe der deutschen Grenze) weiter. Im „Ubuntu“-Seminar werden die archetypischen und transkulturellen Schlüsselelemente des Initiationsprozesses herausgearbeitet und mit der Praxis eines afrikanischen Ritualleiters verbunden. So entsteht für die Teilnehmer/innen die Möglichkeit, nicht nur persönliche Einsichten zu gewinnen, sondern auch zu lernen, wie der Aufbau und die Praxis von Ritualen durch die eigene Lebenserfahrung und den kulturellen Kontext bereichert werden kann. Die Seminare richteten sich bisher primär an Sozial- und Jugendarbeiter/innen, Visionssuche- und Initiations-Mentor/innen, Heiler und Ritualleiter/innen. Sie sind auch für die Erwachsenenarbeit zu empfehlen, weil zahlreiche Rituale, Spiele, Lieder, die ganze Vermittlungsform und der „african spirit“ ganz neue Impulse in die hiesige Arbeit bringen können.
In diesem Sinne ist das „Ubuntu“-Seminar einerseits gut als Fortbildung geeignet. Doch im Mittelpunkt steht die intensive Selbsterfahrung und Arbeit an den eigenen persönlichen Potentialen und Übergängen. Coleridge bietet einen Prozess an, bei dem man sich im Spiegel der Natur selbst begegnet und erkennt und spricht jeden individuell an. Dafür braucht es weder eine Vor-Erfahrung noch einen professionellen Hintergrund. Coleridge ist ein Mensch mit einem großen Herzen, tiefer Weisheit und lebendiger Intuition, der zu berühren vermag.
Der fünftägige Workshop orientiert sich am Ablauf eines klassischen Übergangs-Rituals: Der erste Tag dient dem Aufbau des Vertrauens in der Gemeinschaft, der zweite Tag skizziert den Aufbau der rituellen afrikanischen Heilungsreise. Der dritte Tag ist in einsamem Rückzug der Abtrennung von dem Alten gewidmet. Am vierten Tag geht es um das ‚praktische Ubuntu’, dass jeder aus seiner Solozeit als Geschenk in die Gemeinschaft bringt. Der letzte Tag dient dem Geschichtenerzählen und Spiegeln. Eine Schwitzhütte vertieft und integriert die persönlichen Erfahrungen.
Text: von Geseko von Lüpke

„Man hat unsere jungen Leute eine ‚verlorene Generation’ genannt – verloren an Drogen, Gangs und die damit verbundenen Übel. Coleridge Daniels ist dabei das zu verändern. Durch seine natürliche Führungskraft und die Form seiner Vermittlung stärkt und ermutigt er junge Menschen, an sich selbst zu glauben und ihr Leben zu ändern.“ Erzbischof Desmond Tutu
(Träger des Friedensnobelpreises)

Teilnehmer-Eindrücke aus den “Ubuntu“-Seminaren der vergangenen Jahre:

„Coleridge Daniels ist ein Ältester, dem der Zugang zum Jugendlichen und zum Kind in sich offen geblieben ist. Damit bietet er auch den Teilnehmer/innen die Möglichkeit, spielerisch den Kontakt zum eigenen Kind und Jugendlichen herzustellen.“

„Ein afrikanischer Zeremonienmeister, dessen Arbeit aus dem Moment entsteht. Hier werden Werkzeuge vermittelt – aber nicht durch eine vorgegebene Struktur, sondern durch die sensible, liebevolle Begleitung der Prozesse, die sich in der Arbeit ergeben.“

„Coleridge nimmt einen mit auf die tiefe Reise durch das Rad, die lebendig, flexibel und spontan ist und davon lebt, dass alle Richtungen in der Arbeit in Balance miteinander verbunden werden. In seiner Arbeit mit Jugendlichen ist es ihm ein zentrales Anliegen, dass aus der Spontaneität des Spiels und der Arbeit mit tiefen inneren Themen im Kreis ein Netz entsteht.“

„Er nimmt jede Geschichte tief in sein Herz, egal wie klein oder wie groß. Da macht er keinen Unterschied, ob es eine Geschichte eines südafrikanischen Straßenkindes ist, was gerade mit dem Leben davon gekommen ist oder ob es eine Geschichte eines Menschen hier aus dem deutschen Mittelstand ist, der/die auf anderen Ebenen im Lebensabenteuer steht.“

„Coleridge Daniels hütet den Prozess mit Kraft, seinem ureigenen Humor, der das Herz wärmt, und mit innerer Zärtlichkeit, die den ganz feinen Dingen Raum gibt. Seine Arbeit hat die Kraft „Initiationszündungen“ hervorzurufen: So ist der „Ubuntu-Arbeitskreis“ daraus entstanden, der sich seit zwei Jahren regelmäßig trifft und aus dem inzwischen der gemeinnützige Verein „Arbeitskreis für Initiation und Prozessbegleitung“ hervorging, in dem schon viele Ideen und Arbeitsprojekte in gegenseitiger Unterstützung realisiert wurden.“

„Die ‚basics’, die er vermittelt und offen teilt, haben sich aus seiner langjährigen Arbeit herauskristallisiert. Es ist eine gemeinsame Entdeckungsreise mit ihm und Earl, die Verhältnisse aus Südafrika und die Verhältnisse, die hier bei uns herrschen, zu vergleichen, zu unterscheiden, zu übertragen und zu verbinden.“

„Coleridge hat die Wunden seiner Gewalterfahrungen während der Apartheid zu weisen Wunden werden lassen, aus denen jetzt die Medizin der Liebe fließt. Von dieser Heldenreise erfährt man nur, wenn man ganz genau hinhört, denn sie ist schlicht und leise die Grundlage seiner Arbeit.“

„Noch nie habe ich mich so real und anhaltend voll mit mir selbst gefüllt gefühlt nach einem Kurs. Coleridge und Ehrlich waren für mich die authentischsten Leiter, in ihrer Liebe und Tiefe, die ich je getroffen habe, und ich habe sehr viele davon getroffen. Spiel und Spark in meiner Arbeit die letzten zwei Tage waren voll präsent....Life is lovely.“

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